Gastkritik und Impulsvortrag von Jan Foerster an der TU Darmstadt zur Mehrfachnutzung von Bestandsgebäuden
Im Rahmen des zweisemestrigen Seminars „Mehrfachnutzung“ war Jan Foerster im Sommersemester als Gastkritiker und Vortragender an das Institut für Entwerfen und Gebäudetypologie der Technischen Universität Darmstadt eingeladen. Das Seminar, das unter der Leitung von Prof. Elke Reichel am Fachbereich Architektur angesiedelt ist, beschäftigt sich mit der Frage, wie sich die Potenziale zeitversetzter Mehrfachnutzung bestehender Gebäude als strategische Alternative zum Abriss und Neubau aktivieren lassen.
Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass in nahezu allen Gebäudetypologien – ob Schule, Büro oder Ausstellung – regelmäßig große Flächenanteile außerhalb der regulären Betriebszeiten ungenutzt bleiben. Ziel des Seminars ist es daher, durch gestalterische und konstruktive Interventionen eine funktionale Erweiterung der Nutzungszeiten zu ermöglichen. Im ersten Semester entwickelten die Studierenden im Rahmen eines Selbstbauseminars eine Reihe modularer Einbauten und mobiler Elemente, die bestehende Raumkonfigurationen transformieren und so eine alternative Nutzung ermöglichen. Im zweiten Teil des Seminars, der aktuell durchgeführt wird, sollen diese Prototypen im realen Betrieb erprobt und weiterentwickelt werden.
Jan Foerster wurde eingeladen, um seine Perspektiven aus Forschung und Praxis in diesen Diskurs einzubringen. In seinem Impulsvortrag stellte er unter anderem zentrale Ergebnisse der von ihm im Auftrag des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg verfassten Studie Mehrraum vor. Die Studie beschäftigt sich mit Strategien zur Aktivierung und Umnutzung bestehender Flächen in öffentlichen Gebäuden und hinterfragt etablierte Vorstellungen von funktional festgelegter Raumnutzung. Seine Ausführungen boten den Studierenden und Lehrenden wichtige theoretische Anknüpfungspunkte zur Reflexion der eigenen Entwurfsansätze.
Das Institut für Entwerfen und Gebäudetypologie an der TU Darmstadt verfolgt unter der Leitung von Prof. Elke Reichel einen forschungsgeleiteten, gesellschaftlich relevanten Architekturbegriff. Im Mittelpunkt stehen dabei entwurfsbasierte Auseinandersetzungen mit gegenwärtigen Fragen des Bauens im Bestand, des ressourcenschonenden Umgangs mit Fläche sowie der Weiterentwicklung von Gebäudetypologien unter dem Einfluss neuer sozialer und ökologischer Anforderungen. Die Einladung von Jan Foerster steht beispielhaft für die interdisziplinäre Öffnung des Instituts und die gezielte Integration externer Expertise in die universitäre Lehre.